2. Januar 2013

Byebye China

Das neue Jahr ist da und wir befinden uns nur noch wenige Tage in China. Die gesamte Route bis Km 3546 findet Ihr hier.

Nach kleineren Hindernissen (siehe unten) erreichten wir anfangs Dezember die Provinz Guangxi und unmittelbar nach der Grenze verwandelte sich die bereits schöne Gegend: zwischen endlos grünen Zuckerrohr- und Kakiplantagen erhoben sich steil aufragende Karstgipfel und boten einen traumhaften Anblick. Schnell wurde klar, weshalb die Gegend wohl eine der Hauptattraktionen Chinas für Touristen ist. Auf die trafen wir denn auch in Yangshuo und ertappten uns dabei, wie wir nach Wochen irgendwo in China selber beinahe mit dem Finger auf die ersten westlichen Touristen zeigten, die wir erspähten. Die im letzten Post erhoffte Anonymität haben wir übrigens nicht erhalten. Viel mehr wird man in Yangshuo von Leuten verfolgt, welche eine Bootsfahrt verkaufen oder Velos vermieten wollen. So eines, genauer gesagt ein Tandem, haben wir uns für Monas Geburtstag ausgeliehen und sind damit durch die wunderschöne Gegend geradelt. Da freuten wir uns noch darüber, dass wir diese Schlammschlachtrunde nicht mit unseren eigenen Velos machten.
Nach 3 Tagen Pause nahmen wir Kurs auf Guilin und steckten für 2 Tage in eben jenem Schlamm, die „Strasse“ eine einzige nicht enden wollende Baustelle. Das Gemisch war aufgrund der Regenfälle so klebrig, dass unsere Reifen beinahe dauerhaft von einem dicken Film überzogen waren und oft an den Schutzblechen entlangbremsten. Die beiden ansich kurzen Etappen dauerten eine Ewigkeit.

Mach mal Platz da!



Mona mit Fahrer



Mona ohne Fahrer

Vom Fischer zum Photomotiv



In Guilin angekommen trafen wir uns mit Shenlin, einem chinesischen Studenten, mit welchem wir über couchsurfing Kontakt aufgenommen hatten. Wir freuten uns sehr auf diesen Besuch, da wir hofften, mit jemandem Zeit zu verbringen, der mit uns über Land und Leute sprechen würde. Zudem wussten wir, dass Shenlin ebenfalls ein passionierter Velofahrer ist, der schon Touren in Tibet unternommen hatte. Er stellte sich als wunderbarer Gastgeber heraus, der hervorragend Englisch sprach, uns auf eine Wanderung mitnahm und viel Spannendes über China zu berichten wusste. Mit ihm und seiner Freundin Bella konnten wir zum ersten Mal mit Chinesen über Bildung, familiäre und freundschaftliche Beziehungen, die Ein-Kind-Politik oder Tibet sprechen. Ebenfalls in Gulin trafen wir Patrick zum 2.Mal, einen französischen Velofahrer, der von Europa nach Asien gefahren ist und den wir in Xingping kennengelernt hatten. Und last but not least führte Shenlin uns in hervorragende kleine Restaurants. :-)



Shenlin, Bella und Patrick

Trimm-Dich-Park mitten in Guilin


























Bei den Zockern


Apropos Essen: da haben wir langsam den Bogen raus, will heissen, dass die Nudelsuppe nicht mehr die Beinahe-Alleinherrscherin unseres Speiseplans ist. Nebst unserer Liste, die wir in den Garküchen zeigen können, gehen wir oft in die Küche und schauen in die Kühlregale und Töpfe, wählen mit dem Zeigefinger aus und verhindern mit Winkbewegungen unerwünschte Tierteile. Zum Frühstück gibt's nach Bananen, Keksen und Grüntee im Zimmer auf der Strasse meist eine 2. Runde, welche oft aus Jiaozi (gefüllte Teigtaschen) mit einer scharfen Sauce und einer warmen Bouillon oder heisser Sojamilch besteht. Auch sehr beliebt bei uns sind Youtiao (frisch frittierte Teigstangen) oder Baozi (gefüllte Hefeteigklösse). Mittags und unterwegs gibts entweder Bananenkeksemandarinencola oder eine Suppe und abends viel Gemüse und Reis und hin und wieder ein Fondue chinoise. Exotischere Speisen wie z.B. Hund konnten wir bisher problemlos umgehen, ein Hühnerfüsschenselbstversuch von Bruno musste nach 2 Bissen umgehend abgebrochen werden.

Zmorge-Baozi

























































Nach Guangxi befinden wir uns nun seit ein paar Tagen in Yunnan. Den Schlenker haben wir eingebaut, weil unser Visum für Vietnam erst ab dem 1.Januar 2013 gültig ist. Zudem soll das Wetter in der Höhe (Kunming, „Stadt des ewigen Frühlings“) angeblich besser und auch etwas wärmer sein. Regen hatten wir zwar keinen mehr, aber die letzten beiden Tage des vergangenen Jahres radelten wir bei max. 2 Grad durch die Hügel und es hingen da und dort Eiszapfen rum. Brrr. Kunming ist eben doch etwas zu weit weg. So pedalten wir und der chinesische Alltag zog an uns vorbei: in den nebligen Hügeln passierten wir zahlreiche Unfallstellen mit umgekippten Autos und Lastern und noch viel mehr pannenhalber liegengebliebene Fahrzeuge. Wir fuhren durch viele Dörfer, welche von Minderheiten bewohnt werden. Insbesondere die Frauen trugen auffallende Kleidung, geknotete Tücher auf den Köpfen, kniehohe Wadenschoner, Röcke und Westen leuchteten in den grellbuntesten Farben und waren mit klimpernden Pailletten bestickt. Dann gerieten wir in eine Schlachtgegend. In jedem Dorf wurden Schweine ausgeweidet und den traurigen Höhepunkt bildete ein schreiendes Schwein, welchem das Blut aus dem Hals in einen bereitgestellten Eimer schoss. Im Moment sind wir deshalb Vegetarier. Und gerade eben waren wir essen und auf dem Rückweg passierten wir ein Tanzfestival mit farbenprächtigen Gruppen älterer Frauen.



Friedhof





In China wird übrigens viel getanzt und geturnt auf öffentlichen Plätzen. Meist abends und in mehreren Gruppen bis zu 100 Leuten, Männer und Frauen gemischt, eine Gruppe jeweils in Hörweite der nächsten, so dass die vielen kreischenden Lautsprecher eine unglaubliche Kakophonie produzieren, die aber niemanden zu stören scheint. Hier ein milderes Morgenexempel:





So, und wie immer noch ein paar Photos zum Schluss.



Sonnen- und Mondpagode in Guilin

Outdoor-Karaoke
Miniaturtaxi


Alternative Klobürste?

Chenglish im Badezimmer


Revolutionsgedenken


Nach dem Feuerwerk















































Morgenstimmung



Bremsendampf

Gegenverkehr



















In 3 Tagen werden wir in Vietnam sein und uns dann mal von dort aus melden. Wir wünschen Euch allen einen guten Start ins neue Jahr und viel Gesundheit und Freude für Gross und Klein.