Das neue
Jahr ist da und wir befinden uns nur noch wenige Tage in China. Die
gesamte Route bis Km 3546 findet Ihr hier.
Nach
kleineren Hindernissen (siehe unten) erreichten wir anfangs Dezember
die Provinz Guangxi und unmittelbar nach der Grenze verwandelte sich
die bereits schöne Gegend: zwischen endlos grünen Zuckerrohr- und
Kakiplantagen erhoben sich steil aufragende Karstgipfel und boten
einen traumhaften Anblick. Schnell wurde klar, weshalb die Gegend
wohl eine der Hauptattraktionen Chinas für Touristen ist. Auf die
trafen wir denn auch in Yangshuo und ertappten uns dabei, wie wir
nach Wochen irgendwo in China selber beinahe mit dem Finger auf die
ersten westlichen Touristen zeigten, die wir erspähten. Die im
letzten Post erhoffte Anonymität haben wir übrigens nicht erhalten.
Viel mehr wird man in Yangshuo von Leuten verfolgt, welche eine
Bootsfahrt verkaufen oder Velos vermieten wollen. So eines, genauer
gesagt ein Tandem, haben wir uns für Monas Geburtstag ausgeliehen und sind damit durch die wunderschöne Gegend geradelt.
Da freuten wir uns noch darüber, dass wir diese Schlammschlachtrunde
nicht mit unseren eigenen Velos machten.
Nach 3 Tagen Pause
nahmen wir Kurs auf Guilin und steckten für 2 Tage in eben jenem
Schlamm, die „Strasse“ eine einzige nicht enden wollende
Baustelle. Das Gemisch war aufgrund der Regenfälle so klebrig, dass
unsere Reifen beinahe dauerhaft von einem dicken Film überzogen
waren und oft an den Schutzblechen entlangbremsten. Die beiden
ansich kurzen Etappen dauerten eine Ewigkeit.
|
Mach mal Platz da! |
|
|
Mona mit Fahrer |
|
|
Mona ohne Fahrer |
|
Vom Fischer zum Photomotiv |
|
In Guilin
angekommen trafen wir uns mit Shenlin, einem chinesischen Studenten,
mit welchem wir über couchsurfing Kontakt aufgenommen hatten. Wir
freuten uns sehr auf diesen Besuch, da wir hofften, mit jemandem Zeit zu verbringen, der mit uns über Land und Leute
sprechen würde. Zudem wussten wir, dass Shenlin ebenfalls ein
passionierter Velofahrer ist, der schon Touren in Tibet unternommen
hatte. Er stellte sich als wunderbarer Gastgeber heraus, der
hervorragend Englisch sprach, uns auf eine Wanderung mitnahm und viel
Spannendes über China zu berichten wusste. Mit ihm und seiner
Freundin Bella konnten wir zum ersten Mal mit Chinesen über Bildung,
familiäre und freundschaftliche Beziehungen, die Ein-Kind-Politik
oder Tibet sprechen. Ebenfalls in Gulin trafen wir Patrick zum 2.Mal, einen französischen Velofahrer, der von Europa nach Asien gefahren ist und den wir in Xingping kennengelernt hatten. Und last but not least führte Shenlin uns in
hervorragende kleine Restaurants. :-)
|
Shenlin, Bella und Patrick |
|
Trimm-Dich-Park mitten in Guilin |
|
|
Bei den Zockern |
Apropos
Essen: da haben wir langsam den Bogen raus, will heissen, dass die
Nudelsuppe nicht mehr die Beinahe-Alleinherrscherin unseres
Speiseplans ist. Nebst unserer Liste, die wir in den Garküchen
zeigen können, gehen wir oft in die Küche und schauen in die
Kühlregale und Töpfe, wählen mit dem Zeigefinger aus und
verhindern mit Winkbewegungen unerwünschte Tierteile. Zum Frühstück
gibt's nach Bananen, Keksen und Grüntee im Zimmer auf der Strasse
meist eine 2. Runde, welche oft aus Jiaozi (gefüllte Teigtaschen)
mit einer scharfen Sauce und einer warmen Bouillon oder heisser
Sojamilch besteht. Auch sehr beliebt bei uns sind Youtiao (frisch
frittierte Teigstangen) oder Baozi (gefüllte Hefeteigklösse).
Mittags und unterwegs gibts entweder Bananenkeksemandarinencola oder
eine Suppe und abends viel Gemüse und Reis und hin und wieder ein
Fondue chinoise. Exotischere Speisen wie z.B. Hund konnten wir bisher
problemlos umgehen, ein Hühnerfüsschenselbstversuch von Bruno musste nach 2 Bissen umgehend abgebrochen werden.
|
Zmorge-Baozi |
Nach
Guangxi befinden wir uns nun seit ein paar Tagen in Yunnan. Den
Schlenker haben wir eingebaut, weil unser Visum für Vietnam erst ab
dem 1.Januar 2013 gültig ist. Zudem soll das Wetter in der Höhe
(Kunming, „Stadt des ewigen Frühlings“) angeblich besser und
auch etwas wärmer sein. Regen hatten wir zwar keinen mehr, aber
die letzten beiden Tage des vergangenen Jahres radelten wir bei max.
2 Grad durch die Hügel und es hingen da und dort Eiszapfen rum.
Brrr. Kunming ist eben doch etwas zu weit weg. So pedalten wir und der
chinesische Alltag zog an uns vorbei: in den nebligen Hügeln
passierten wir zahlreiche Unfallstellen mit umgekippten Autos und
Lastern und noch viel mehr pannenhalber liegengebliebene Fahrzeuge. Wir fuhren durch viele Dörfer, welche von
Minderheiten bewohnt werden. Insbesondere die Frauen trugen
auffallende Kleidung, geknotete Tücher auf den Köpfen, kniehohe
Wadenschoner, Röcke und Westen leuchteten in den grellbuntesten
Farben und waren mit klimpernden Pailletten bestickt. Dann gerieten
wir in eine Schlachtgegend. In jedem Dorf wurden Schweine ausgeweidet
und den traurigen Höhepunkt bildete ein schreiendes Schwein, welchem
das Blut aus dem Hals in einen bereitgestellten Eimer schoss. Im
Moment sind wir deshalb Vegetarier. Und gerade eben waren wir essen
und auf dem Rückweg passierten wir ein Tanzfestival mit
farbenprächtigen Gruppen älterer Frauen.
|
Friedhof |
In China
wird übrigens viel getanzt und geturnt auf öffentlichen Plätzen.
Meist abends und in mehreren Gruppen bis zu 100 Leuten, Männer und
Frauen gemischt, eine Gruppe jeweils in Hörweite der nächsten, so
dass die vielen kreischenden Lautsprecher eine unglaubliche
Kakophonie produzieren, die aber niemanden zu stören scheint. Hier
ein milderes Morgenexempel:
So, und wie
immer noch ein paar Photos zum Schluss.
|
Sonnen- und Mondpagode in Guilin |
|
Outdoor-Karaoke |
|
Miniaturtaxi |
|
Alternative Klobürste? |
|
Chenglish im Badezimmer |
|
Revolutionsgedenken |
|
Nach dem Feuerwerk |
|
Morgenstimmung |
|
Bremsendampf |
|
Gegenverkehr |
In 3 Tagen
werden wir in Vietnam sein und uns dann mal von dort aus melden. Wir wünschen Euch allen einen guten Start ins neue Jahr und
viel Gesundheit und Freude für Gross und Klein.