9. März 2013

Sabaidi und Suasdey

Wieder ist ein wenig Zeit vergangen und wir befinden uns bereits in Kambodscha, nachdem wir 2 Wochen in Laos verbracht haben. Die Strecke bis Km 6696 findet Ihr hier.

Zum Schluss unseres Vietnamaufenthaltes gab es in Hue ein Neujahrsfeuerwerk und für ein Mal stand der immerwährende Verkehr für 10 Minuten still und die Menschen genossen das Spektakel. Während wir noch mit Ahs und Ohs zuschauten, gingen die Leute bald wieder dem mitternächtlichen Alltag nach und liessen das Feuerwerk Feuerwerk sein. Das war insofern überraschend, als dass Feuerwerk in Vietnam etwas Spezielles, da für Privatpersonen Illegales ist und fehlbare Schmuggler gar in Handschellen am Abendfernsehen vorgeführt werden. 

Am Tag danach stiegen wir wieder auf die Räder und fuhren erneut durch die ehemals entmilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südvietnam mit ihren zahlreichen Gedenkstätten und Friedhöfen. Mehrere Leute haben uns erzählt, dass die Spaltung des Landes nach wie vor vorhanden sei. Über die gegenseitigen Antipathien und verallgemeinernden Vorurteile hinaus – Nordvietnamesen sind strenge Kommunisten, die nur ans Arbeiten denken und Südvietnamesen sind unzuverlässige Faulenzer - soll es für Südvietnamesen tatsächlich schwierig sein, es z.B. in der Politik weit zu bringen, da die Macht nach wie vor in den Händen des Nordens liege.





Nach 2 Tagen erreichten wir die Grenze und mit dem Zöllner in der Hängematte – es gab auch welche die uns während einer Pause vom Solitairespielen ein Visum ausstellten – begann ein 14-tägiges Chillseminar in der Hitze von Laos. Wir hatten viel Gutes über dieses Land gehört und waren dennoch erstaunt, wie unglaublich relaxt und freundlich die Menschen waren. Der ohnehin praktisch inexistente Verkehr hupte nicht mehr und so rollten wir auf einer exzellenten Asphaltstrasse westwärts durch kleine Dörfer mit einfachen Häusern, aus deren Schatten jeweils Kinder gerannt kamen und uns ein freudiges „Sabaidi“ zuriefen. Mit Savannakhet am Mekong erreichten wir die erste Stadt in Laos und auch hier war das Lebenstempo äusserst gemächlich. Aufgrund der Hitze von bis zu 35 Grad irgendwie logisch. Wir verbrachten einen freien Tag mit kühlen Getränken im Schatten und Gegrilltem bei Sonnenuntergang am Mekong. Und dann gab es da noch etwas Unerwartetes: Auf dem Nachhauseweg passierten wir einen Platz auf welchem ein Dutzend Jugendlicher mit Fixies unterwegs war, akrobatische Tricks übten und sogar rückwärts fahrend freihändige Skids vollführten(!). Irgendwo mitten in Laos...










Aufgrund der Temperaturen entschieden wir uns zu einer für uns Langschläfer drastischen Massnahme: der Wecker würde ab nun um 5 Uhr klingeln und kurz nach Sonnenaufgang wollten wir auf dem Velo sitzen. Obwohl das Aufstehen tatsächlich sehr hart ist, kommen wir so in den Genuss von traumhaften Morgenstimmungen und kurzfristig "kühlen" 20-26 Grad. Mit dem Sonnenlicht beginnt für viele Menschen in Laos der Tag und eine der Handlungen für gläubige Buddhisten besteht darin, den Mönchen, welche an den Wohnhäusern vorbeikommen Gaben in Form von Reis, Früchten, Getränken und/oder Geld zu überreichen.































Die Fahrt südwärts führte uns durch eine sehr trockene Gegend, die nur hin und wieder mit kleinen grünen Oasen, aber unzähligen Klöstern gespickt war. Dazwischen züngelten Flämmchen und loderten Feuer, die trotz Trockenheit und Wind erstaunlicherweise keine Flächenbrände auszulösen schienen. Es werden vor allem Felder und Laub abgebrannt, aber wenn es hin und wieder einen Baum erwischt, scheint das auch niemanden zu stören...

























































Kurz vor der Grenze zu Kambodscha verzweigt der Mekong sich in zahlreiche Ärme, die angeblich 4000 Inseln (Si Phan Don) umspülen, wovon manche mehrere Kilometer lang sind, andere nur Platz für zwei Büsche bieten. Die wenigsten sind bewohnt. Besonders die südlich gelegene Insel Don Khon verzauberte uns mit ihren Palmenufern und dem trotz zahlreicher Touristen vorhandenen Charme und gemächlichen Dorfleben. Wir genossen die Zeit im und am Wasser sehr.

Ein in Thailand wohnhafter deutscher Geograph, der den Einfluss von Staudämmen - mehr als 100 Bauwerke sind noch geplant - auf die Menschen entlang des Mekongs untersucht erzählte uns allerdings, dass dieses Inselleben schon bald mehrfach gefährdet sein könnte: von der Veränderung des Lebensraums der Fische und ihren unterbrochenen Migrationswegen, über die Fischer, die hier wie entlang des gesamten Mekongs vom Tierbestand abhängig sind, bis hin zu den Inseln selbst, welche aufgrund des lokal steigenden Wasserspiegels wohl teilweise versinken würden. Zwar gäbe es länderübergreifend organisierte Gegner dieser Grossprojekte, aber ihre Erfolgschancen gegen die Pläne von finanzstarken Investoren und korrupten Regierungsbeamten seien eher gering.




















































Laotisches Barbecue



















Nach nur 2 Wochen verliessen wir Laos bereits wieder, allerdings im Wissen, dass wir in einigen Wochen bei Vientiane erneut in dieses Land zurückkehren werden. An der Grenze zu Kambodscha mussten wir die laotischen Zöllner für den Ausreisestempel erst mal beim Bocciaspielen stören um uns dann 200 Meter weiter beim kambodschanischen Quarantänezelt einem kleinen 1$-Gesundheitscheck zu unterziehen. Mit einer elektronischen Pistole am Hals und leichter Anspannung im Gesicht erhielten wir die frohe Kunde, dass wir fieberfrei seien und nun offiziell den Einreisestempelhalbmarathon absolvieren dürften. Bei Fieber wäre uns angeblich die Einreise an Ort und Stelle, also irgendwo im Nirgendwo, verweigert worden. Hm.

Fieberfrei waren wir also, aber die Aussentemperatur in Kambodscha überstieg mittlerweile jene unserer Körper. So kämpften wir uns gegen föhnheisse Winde durch die knochentrockene Gegend. Die Häuser der Menschen auf diesem ersten Abschnitt waren noch einfacher als in Laos. Zahlreichen am Strassenrand aufgestellten Schildern konnte man entnehmen, dass Projekte im Bildungs- und Kulturwesen von anderen Ländern finanziert werden. Auch das Welternährungsprogramm der UNO ist in Kambodscha aktiv. Ein weiteres Problem stellen die Landminen dar und die Warnschilder stehen oft direkt neben den Wohnhäusern, vor welchen kleine Kinder fröhlich Verstecken spielen. Armutsbedingt dürfen aber nicht alle Kinder einfach Kinder sein, viele sahen wir bei der Arbeit. Halfen kleine Kinder (4-6 Jahre und vor allem Mädchen) eher noch aus eigenem Antrieb z.B. am Essenstand der Mutter mit, sassen andere (kaum 10 Jahre alt) in Gruppen am Strassenrand und spiessten Tabakblätter zur Trocknung auf oder waren auf der Fähre über den Mekong für das Hoch- und Runterfahren der Rampe zuständig. Sogar der Kapitän einer solchen Autofähre schien erst etwa 15 zu sein. Und das sind wohl noch die "angenehmeren" Arbeiten. All diese Realitäten gibt es auch in Laos, aber in Kambodscha ist die Armut für Reisende viel sichtbarer.





 

Ab Kratie verliessen wir die Hauptstrasse und fuhren dem Mekong entlang über teils rotbraune Pisten durch grüne, lose bewohnte Uferlandschaften. Alle paar Kilometer wechselten sich buddhistische Tempel und Moscheen ab und wir genossen an kleinen Ständen mit neugierigen Kindern eisgekühlte Zuckerrohrsäfte und würzige Fleischsuppen. Waren in Laos Kühlschränke noch in den entlegeneren Gebieten vorhanden, existiert im nördlichen Kambodscha ausserhalb der Städte vorallem die Kühlbox; durchwegs eine orange Kiste in verschiedenen Grössen, die morgens mit grossen Eisblöcken gefüllt wird, welche von Lastern quer durchs Land gefahren werden, und so die Getränke und Esswaren zumindest nicht warm werden lassen.  

Nebst dem Lastentransport erachten wir die Kambodschaner auch als bisherige Meister des Personentransportes: beeindruckend, wer und was alles auf Velos, Motorrädern, Anhängern, Pickups und Lastern Platz findet. Mit 3 Erwachsenen und 4 Kindern auf einem Motorrad hält Kambodscha den bisher von uns beobachteten Rekord. Schon absurd, dass in der Schweiz nicht mal eine zweite Person auf dem Velogepäckträger erlaubt ist.

Und auch ein paar spannende Tiere gibt's hier: von einem der Zuckerrohrstände aus konnten wir eine riesige Wasserschlange im Mekong beobachten, also im gleichen Fluss, in welchem wir nicht allzu weit weg noch gebadet hatten... Zu den in Vietnam und Laos beobachteten Echsen, Schlangen und Riesengrillen gesellten sich in Kambodscha ausserdem Affen, ein Skorpion mitten in der Stadt, ganze Geschwader von Libellen, Riesenfledermäuse und, unglücklicherweise im WC einer auserwählten Unterkunft, eine handgrosse, schnelle und ziemlich eklige Spinne. Diese Begegnung am definitiv falschen Ort nötigte uns denn auch zu 40 zusätzlichen Kilometern bis in die nächste Stadt. Das war das deutlich kleinere Übel, da die seit Hanoi absolut flache Topographie Tagesetappen von 120-150km problemlos zulässt.



Eisgekühlter Saftsack



























































Kurz darauf erreichten wir Siem Reap und obwohl wir eher Kulturbanausen sind und wenn's nach Geschichte klingt meist vorbeiradeln, besuchten wir während 2 Tagen die Tempel in und um Angkor Wat. Auch wenn das gesamte Areal mit seinen vielen Bauwerken sehr imposant ist, gefielen uns die Bäume, welche von einigen Tempeln Besitz ergriffen haben und die verspielten Affen, welche sich in der Gegend tummelten am Besten.

 










































































































































In 2 bis 3 Tagen verlassen wir Kambodscha etwas wehmütig bereits wieder Richtung Thailand. Die Menschen hier waren ausgesprochen freundlich und herzlich und wir haben uns sehr wohl gefühlt.

Bis bald!


Flauschiges Insekt

Tankstelle

Buddha mag auch Heineken



Karawane über den Mekong

Krokodilfarm in Hotelhinterhof






Wachsamer Wachmann