In den letzten 3 Wochen hatten wir wieder vermehrt Höhenmeter zu absolvieren und sind mittlerweilen in Zhongdian alias Gyalthang alias Shangri-la im Nordwesten Yunnans angekommen, wo wir uns auf gut 3200 M.ü.M. an die dünner gewordene Luft gewöhnen und unsere Visa verlängern lassen. Die bisherige Route bis Km 8441 findet Ihr hier.
Hotelcrew bei der morgendlichen Verabschiedung |
Zwischen alt und neu |
Radler auf dem Weg nach Tibet |
So erreichten wir nach einer knappen Woche Dali und 2 schöne, ländliche Velotage später bereits Lijiang. Beide Orte besitzen wunderschöne Altstädte, die Unmengen an Touristen anlocken, der Grossteil von ihnen Chinesen. Wir wanderten durch die Gassen, beobachteten den steten Menschenstrom von gemütlichen Cafés aus und bereiteten uns mental auf abgelegenere Orte vor.
Der Hausberg Lijiangs ist der 5596 Meter hohe Yulong Xueshan. Um dessen weisse Gipfel herum führte uns der Weg zur Tigersprungschlucht, mit 3900 Metern Niveauunterschied vom Fluss, dem Yangtse bis zum höchsten Gipfel eine der tiefsten Schluchten der Welt. Die Ausblicke waren spektakulär und so verbrachten wir einen Ruhetag in einem wunderschönen Guesthouse mitten in der Schlucht.
Der Yangtse |
Eingang der Tigersprungschlucht |
Schluchtbewohnerin |
Schluchtausgang |
War die bisherige Strecke bereits wunderschön, verschlug es uns auf den nächsten 150 Km regelmässig Atem und Sprache. Eine kleine asphaltierte Strasse in Topzustand führte über mehrere Pässe und durch tiefe Täler, in welchen verstreut kleine Dörfer lagen, umgeben von grünen und goldenen Feldern. Den Rahmen bildeten unzählige Gipfel, darüber ein strahlend blauer Himmel, in welchem sich photogene Wolken tummelten und die Landschaft in einem einmaligen Spiel aus Licht und Schatten erstrahlen liessen. Alles in allem war die Gegend derart traumhaft, es fehlen uns die Adjektive sie zu beschreiben.
Und dann war es soweit: nach 6 Monaten, 7 Tagen und 12 Stunden, in welchen wir einen nicht eben leichten Teil unserer Ausrüstung lediglich zu Trainingszwecken durch halb Asien geschleppt hatten, schlugen wir zum ersten Mal unser Zelt auf. Wir fanden einen netten kleinen Platz neben einem Bach, den wir mit Ziegen und Kühen teilten. Es war schön endlich mal draussen zu schlafen, wenngleich wir aufgrund der Temperaturen (2 Grad) und einem nahen (kontrollierten?!) Waldbrändchen nicht allzu viel Schlaf fanden.
Am nächsten Morgen überquerten wir mit 3700 M.ü.M. den bisher höchsten Punkt der Reise und erreichten bei heftigem Gegendwind Zhongdian, eine Stadt die stark von der tibetischen Kultur geprägt ist. Auch hier gibt es eine schöne Altstadt, aber der Trubel ist deutlich geringer. Nebst sinnvoller Höhenakklimatisierung und notwendiger Visaverlängerung schlenderten wir über den lebendigen Markt der Stadt, besuchten einen Tempel mit gigantischer Gebetsmühle (es benötigt etwa 20 Leute um sie in Bewegung zu setzen), verbrachten 2 Stunden im Hinterzimmer einer Bank, da der Geldautomat trotz gegenteiliger Beteuerungen keine Noten rausgerückt hatte und, wie könnte es anders sein, essen schon mal kräftig vor für die kälteren Wochen, die da kommen werden.
Da Yunnan die chinesische Provinz mit den meisten Bevölkerungsgruppen ist, unterscheidet sich dieser zweite Besuch deutlich vom Grossteil des ersten, resp. wie Ende letzten Jahres sehen wir vermehrt Menschen in traditionellen Kleidern und mit ausgeprägt anderen Gesichtszügen als denjenigen der Han-Chinesen. Wir sind absolut hin und weg von der Schönheit dieser Region und lassen deshalb noch ein paar Bilder sprechen.
In den nächsten Wochen stehen die höchsten Pässe der Reise an und das Zelt dürfte vermehrt zum Einsatz kommen. Anfangs Juni sollten wir Chengdu erreichen und werden nach Europa zurückfliegen.
Also bis bald!