28. April 2013

Auf der Strasse himmelwärts

In den letzten 3 Wochen hatten wir wieder vermehrt Höhenmeter zu absolvieren und sind mittlerweilen in Zhongdian alias Gyalthang alias Shangri-la im Nordwesten Yunnans angekommen, wo wir uns auf gut 3200 M.ü.M. an die dünner gewordene Luft gewöhnen und unsere Visa verlängern lassen. Die bisherige Route bis Km 8441 findet Ihr hier.

Die ersten 400 Km von Kunming nach Dali waren wieder mal geprägt von viel Verkehr, Baustellen und für chinesische Verhältnisse miesen Strassen. So konnten wir nicht einmal die jeweiligen Abfahrten nach den knackigen Anstiegen geniessen, da der löchrige Belag uns zu permanentem bremsen zwang. Interessanterweise trafen wir auf dieser Strecke täglich mehrere Tourenvelofahrer, und zwar ausnahmslos Chinesen. Das erstaunte uns, da wir während des ersten Chinaaufenthaltes nur einen einzigen Velofahrer getroffen hatten - und der war ebenfalls Europäer. Wohl ein klares Indiz dafür, dass wir nun durch eine der meistbesuchten Regionen Chinas radeln würden.



Hotelcrew bei der morgendlichen Verabschiedung


Zwischen alt und neu




 































Radler auf dem Weg nach Tibet


So erreichten wir nach einer knappen Woche Dali und 2 schöne, ländliche Velotage später bereits Lijiang. Beide Orte besitzen wunderschöne Altstädte, die Unmengen an Touristen anlocken, der Grossteil von ihnen Chinesen. Wir wanderten durch die Gassen, beobachteten den steten Menschenstrom von gemütlichen Cafés aus und bereiteten uns mental auf abgelegenere Orte vor.






     







































Der Hausberg Lijiangs ist der 5596 Meter hohe Yulong Xueshan. Um dessen weisse Gipfel herum führte uns der Weg zur Tigersprungschlucht, mit 3900 Metern Niveauunterschied vom Fluss, dem Yangtse bis zum höchsten Gipfel eine der tiefsten Schluchten der Welt. Die Ausblicke waren spektakulär und so verbrachten wir einen Ruhetag in einem wunderschönen Guesthouse mitten in der Schlucht.


Yulong Xueshan






























Der Yangtse

Eingang der Tigersprungschlucht


























Schluchtbewohnerin





























Schluchtausgang
















































War die bisherige Strecke bereits wunderschön, verschlug es uns auf den nächsten 150 Km regelmässig Atem und Sprache. Eine kleine asphaltierte Strasse in Topzustand führte über mehrere Pässe und durch tiefe Täler, in welchen verstreut kleine Dörfer lagen, umgeben von grünen und goldenen Feldern. Den Rahmen bildeten unzählige Gipfel, darüber ein strahlend blauer Himmel, in welchem sich photogene Wolken tummelten und die Landschaft in einem einmaligen Spiel aus Licht und Schatten erstrahlen liessen. Alles in allem war die Gegend derart traumhaft, es fehlen uns die Adjektive sie zu beschreiben.



























































Kalkterrassen von Baishuitai
























































Und dann war es soweit: nach 6 Monaten, 7 Tagen und 12 Stunden, in welchen wir einen nicht eben leichten Teil unserer Ausrüstung lediglich zu Trainingszwecken durch halb Asien geschleppt hatten, schlugen wir zum ersten Mal unser Zelt auf. Wir fanden einen netten kleinen Platz neben einem Bach, den wir mit Ziegen und Kühen teilten. Es war schön endlich mal draussen zu schlafen, wenngleich wir aufgrund der Temperaturen (2 Grad) und einem nahen (kontrollierten?!) Waldbrändchen nicht allzu viel Schlaf fanden.



Am nächsten Morgen überquerten wir mit 3700 M.ü.M. den bisher höchsten Punkt der Reise und erreichten bei heftigem Gegendwind Zhongdian, eine Stadt die stark von der tibetischen Kultur geprägt ist. Auch hier gibt es eine schöne Altstadt, aber der Trubel ist deutlich geringer. Nebst sinnvoller Höhenakklimatisierung und notwendiger Visaverlängerung schlenderten wir über den lebendigen Markt der Stadt, besuchten einen Tempel mit gigantischer Gebetsmühle (es benötigt etwa 20 Leute um sie in Bewegung zu setzen), verbrachten 2 Stunden im Hinterzimmer einer Bank, da der Geldautomat trotz gegenteiliger Beteuerungen keine Noten rausgerückt hatte und, wie könnte es anders sein, essen schon mal kräftig vor für die kälteren Wochen, die da kommen werden.

Abfahrt nach Zhongdian




21 Meter hoch und 60 Tonnen schwer

























Koordinierter Kraftakt






































Da Yunnan die chinesische Provinz mit den meisten Bevölkerungsgruppen ist, unterscheidet sich dieser zweite Besuch deutlich vom Grossteil des ersten, resp. wie Ende letzten Jahres sehen wir vermehrt Menschen in traditionellen Kleidern und mit ausgeprägt anderen Gesichtszügen als denjenigen der Han-Chinesen. Wir sind absolut hin und weg von der Schönheit dieser Region und lassen deshalb noch ein paar Bilder sprechen.

































































Unterhaltung im Park


Auf dem Markt































SAC-Feeling in der Landherberge






































Yak statt Wasserbüffel




































In den nächsten Wochen stehen die höchsten Pässe der Reise an und das Zelt dürfte vermehrt zum Einsatz kommen. Anfangs Juni sollten wir Chengdu erreichen und werden nach Europa zurückfliegen.

Also bis bald!




7. April 2013

China again!

Seit dem letzten Post sind nur wenige Velokilometer dazugekommen – dafür 1500 Km mit dem Bus - , was im Wesentlichen daran lag, dass wir während 3 Wochen beide mit hartnäckigem Durchfall und Übelkeit zu kämpfen hatten. Die Route bis Km 7489 findet Ihr hier.

Ab Siem Reap ging die Reise auf einer stark befahrenen Strasse während 2 Tagen Richtung thailändische Grenze. Das war der erste Grenzübergang, an welchem wir zusammen mit haufenweisen anderen Touristen Schlange stehen mussten. Es handelt sich um die direkteste Verbindung zwischen Bangkok und Angkor Wat, was die Menschenmengen erklären dürfte. Den Einreisestempel erhielten wir dann prompt und gratis, 15 Tage Aufenthaltsgenehmigung für die 800km nach Vientiane, das reicht gut. Dachten wir.

Die Thailänder erfreuten uns gleich vom ersten Tag an mit einer freundlichen, hilfsbereiten, aber dennoch angenehm zurückhaltenden Art. Die Preise für Essen und andere Artikel waren meist angeschrieben, was uns ebenfalls entzückte, da wir beide nicht sehr gerne „märten“. Ins Auge stach, dass in Thailand mehr Geld im Umlauf ist: nicht nur die Anzahl der Autos war deutlich höher, sondern es gab auch zum ersten Mal seit langem wieder getunte Boliden, die mit wuchtigen Soundanlagen durch die Strassen hüpften. Ausserdem waren viele internationale Ketten vertreten, allen voran 7eleven, dessen kühlschrankähnliche Filialen uns auf dem Weg nach Norden täglich ein wenig Zuflucht vor der Hitze ermöglichten.

Dürre Gegend
























Viel Verkehr bei Sonnenaufgang
























 
Erschöpft vor einem 7eleven







































 
Bereits am 2.Tag in Thailand begannen wir uns schlecht zu fühlen und pausierten 4 Tage in einem Hotel bei Kabin Buri. Da Mona 38 Grad Fieber hatte sahen wir uns zudem genötigt einen Malariacheck zu machen. So fanden wir uns bald im Wartesaal eines nahen Spitales wieder. Das Personal war superfreundlich und sprach genügend Englisch um unser Anliegen zu verstehen. Der Saal war voll mit schwitzenden Menschen mit unterschiedlichsten Gebrechen, schreienden Kindern und Patienten, die in Spitalbetten liegend, welche überall im grossen Raum verstreut umherstanden auf den Arzt warteten. Der kleine Grundcheck (Puls etc.) wurde gleich im Saal vorgenommen, ebenso wie die spätere Blutentnahme. Nach einer halben Stunde Warten erhielten wir das Resultat des Labors, dass Malaria ausgeschlossen werde, und nach einem Abschlussgespräch mit der Ärztin wurden wir zur Kasse geleitet. Der gesamte Spitalbesuch belief sich auf CHF 6.30.


Nach der Pause in Kabin Buri radelten wir geschwächt weiter und hatten nach Wochen die erste nennenswerte Steigung von gut 400 Höhenmetern zu bewältigen. Wir kollabierten beide fast in der Hitze, stiegen pro Kilometer einmal ab und legten uns zur Erholung in den Schatten. Es war übel. 

Nach 3 Tagen kam der Rückfall und wir mussten erneut pausieren. So begann die Visumsfrist ernsthaft zu ticken und wir entschieden uns für die kürzeste Route und an einem Tag sogar für Autostop bis Udon Thani, wo wir uns erneut ins Spital begaben. Der Arzt meinte, dass wir wohl einen Reisedurchfall hätten, was bedeutete, dass wir bergeweise Antibiotika verschrieben erhielten. Wir schleppten uns am letzten Tag des Visums über die Grenze nach Laos und plumpsten in Vientiane erlöst in ein Hotelzimmerbett. Hier verbrachten wir 1 Woche mit Tablettenschlucken und Essen gegen das Heimweh, welches sich in den letzten Wochen stärker bemerkbar gemacht hatte. Neben einem hervorragenden indischen Restaurant fanden wir eine elsässische Beiz mit Spätzli und Sauerkraut, sowie mehrere leckere Bäckereien, die Apfeltörtchen, Croissants und feinsten Cappucino servierten. ;-)






Nun waren wir also wieder gesund und in Nordlaos, der Ecke, auf welche wir uns seit Wochen gefreut hatten. Nur leider war uns die Lust auf Bergetappen, die nun zusätzlich zur Hitze praktisch jeden Tag anstehen würden, ziemlich vergangen. Auch der Plan, nach Laos weiter Richtung Süden bis Singapur zu fahren, liess uns angesichts der zu erwartenden Temperaturen keine Freudensprünge machen. So entschlossen wir uns dazu, den vor der Abreise gefassten Urplan wieder zu aktivieren. Wir besorgten uns ein zweites Visum für China, verfrachteten Velos und Gepäck in einen Bus und holperten durch die hügeligen Ausläufer des Himalaya um 36 Stunden und ein paar Kungfu-Filme später Kunming zu erreichen. Auf 1900 M.ü.M.  gelegen herrschen hier 25 Grad im Schatten. Traumhaft! Auch sonst fühlt es sich wunderbar an, wieder in China zu sein und neue Lebensgeister beseelen uns.


Chinesischer Schlafbus


Spielen im Jadegrünen Seepark in Kunming


























Liebesbeteuerungen im Seepark?




































Nun planen wir eine gut 2-monatige Runde durch Osttibet über Dali nach Litang und schliesslich Chengdu. Die Strecke sollte durch tiefe Täler und auf Pässe bis fast 5000 M.ü.M. führen und es dürfte sogar mal das Zelt zum Einsatz kommen. Mal sehen...

Bis bald!